Derzeit gibt es kaum ein Thema, das unter Hundehaltern kontroverser und leidenschaftlicher diskutiert wird als die Fütterung des geliebten Freundes. Nur hinter vorgehaltener Hand wird gestanden, dass der Hund ein Futter aus dem Discounter bekommt, was bei vielen Hundebesitzern als verpöhnt gilt. Einige schwören auf die Rohfütterung, das so genannte BARFen (BARF als Abkürzung für „Bones And Raw Food“, Knochen und rohes Futter), die sich stark an der Ernährung eines Wolfes als Vorfahre des Hundes orientiert, der sich von gerissenen Beutetieren ernährt.
Diese Art der Ernährung ist jedoch bei weitem nicht so simpel, wie die Abkürzung vermuten lässt. Damit das Tier keine Mangelerscheinungen entwickelt, müssen die Rationen sehr abwechslungsreich gestaltet werden. Es darf nicht vergessen werden, dass der Wolf das gesamte Beutetier bis auf wenige Reste verspeist, je nach seinem aktuellen Bedarf. Auch nehmen Wölfe Insekten, Würmer und je nach Saison Früchte, Wurzeln, Gräser und Blätter zu sich. Da wir unserem Tier eine Ration vorsetzen, kann es schlecht wählen oder variieren, wieviel von was es zu sich nimmt. Deshalb empfehlen wir unbedingt, eine für jeden Hund individuell zusammengestellte Rationsgestaltung von einem darauf spezialisierten Institut oder Unternehmen berechnen zu lassen. Wenn man es richtig machen möchte, ist so eine BARF-Fütterung relativ zeit- und platzaufwändig und auch eine Vorratshaltung ist nicht so einfach.
Sehr wichtig zu beachten ist die mögliche Infektionsgefahr für Mensch und Tier. Rohes Fleisch kann viele Krankheitserreger enthalten, allen voran Salmonellen. Diese können vom Tier auf den Menschen übertragen werden und gefährden besonders Kinder, Schwangere, ältere oder chronisch kranke Personen. Deshalb raten wir von einer Rohfütterung ab, wenn diese Personengruppen im selben Haushalt leben wie die Tiere. Um der Krankheitsübertragung vorzubeugen, sind viele BARF-Präparate tiefgefroren. Das Gefrieren tötet wirkungsvoll Parasiten und den Großteil der Bakterien ab. Salmonellen und Campylobacter sowie Sporen, Viren und von Bakterien gebildete Gifte können den Gefriervorgang teilweise überleben und bleiben somit schädlich für Tiere und Menschen. Rohes Schweinefleisch sollte generell nicht an Hunde und Katzen verfüttert werden, denn es könnte einen Viruserreger enthalten, der für Menschen zwar ungefährlich ist, jedoch bei den Tieren die so genannte „Pseudowut“ auslöst, die in der Regel tödlich verläuft. Dieses Aujeszki-Virus ist unter den Wildschweinen wieder zunehmend weit verbreitet.
Desweiteren empfehlen wir regelmäßige Blutuntersuchungen auf mögliche Mangelerscheinungen bei geBARFten Hunden. Je nach Alter oder Lebenssituation verändert sich natürlich auch der Bedarf an den jeweiligen Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen. Im Blut können wir mögliche Mängel oder auch eine Überversorgung feststellen, so dass gegebenenfalls die Rationszusammenstellung angepasst werden muss. Ein weiteres Risiko birgt die Verfütterung von Geschlinge bzw. Schlund. Hier sitzt bei jedem Säugetier die Schilddrüse, die die entsprechenden Schilddrüsenhormone produziert und speichert. Diese verlieren nach dem Tod des Tieres nicht ihre Wirkung, sondern werden bei der Verfütterung durch Ihren Hund aufgenommen. Schlimmstenfalls kann es bei übermäßiger Fütterung zu Fehlfunktionen der Schilddrüse führen. Daher ist es auch empfehlenswert, die Schilddrüsenwerte der geBARFten Tiere von Zeit zu Zeit zu überprüfen.
Wenn man es richtig macht, kann eine BARF-Fütterung für das Tier ein Gewinn sein, gerade bei Hunden mit einer Futtermittelunverträglichkeit. Über den zeitlichen und finanziellen Aufwand sollten Sie sich als Besitzer vorher jedoch im Klaren sein. Falls Sie hierzu weitere Fragen haben, sprechen Sie uns bitte an, wir helfen Ihnen gerne weiter!