Die Leptospirose (früher auch Stuttgarter Hundeseuche, Weil-Krankheit) ist eine saisonale, bakterielle Erkrankung mit weltweiter Bedeutung. Sie wird durch eine Infektion mit verschiedenen Serovaren des Bakteriums Leptospira verursacht. Die Impfung gegen Leptospiren gehört zu den Pflichtimpfungen beim Hund.
Leptospiren sind bewegliche, schraubenartig gewundene Bakterien, die sich in der Umwelt aktiv fortbewegen und verbreiten können. Als Reservoir gelten vor allem Wild- und Nagetiere (Mäuse und Ratten). Die Bakterien werden mit dem Urin infizierter Hunde ausgeschieden. Die Ansteckung erfolgt vor allem in der warmen Jahreszeit entweder durch direkten Kontakt mit infektiösem Urin (auch durch Trinken aus kontaminierten Pfützen), bei der Paarung, durch Bisse oder Hautläsionen oder indirekt über eine kontaminierte Umwelt (Wasser, Futter, Erde, Schlafstelle usw.). Je nach Leptospirenart kann es zu Fieber, akuten Nieren- oder Leberversagen mit oder ohne Lungenbeteiligung (Husten, z.T. blutig, Atemnot) kommen. Es ist eine portentiell tötlich verlaufende Infektion, wobei die Sterberate bei 10-20% liegt.
Es ist dabei wichtig zu wissen, dass es sich bei der Leptospirose um eine meldepflichtige Zoonose handelt und Menschen ebenfalls daran erkranken können. Die Infektion erfolgt ähnlich wie bei Hunden über verunreinigtes Wasser oder durch Kontakt mit Urin oder Blut infizierter Tiere. Die auch beim Menschen potetiell tödlich verlaufende Erkrankung stellt sich zunächst wie ein starker grippaler Infekt dar. Bei schweren Veräufen kann es ebenfalls zu Versagen von Niere, Leber oder Lunge kommen. (2014 wurden 160 nachgewiesene Fälle dokumentiert, 2015 waren es 85 und 2016 93 Fälle).
Während in den vergangenen beiden Jahrzehnten vor allem die Serovare der Leptospirenarten Canicola und Icterohaemorrhagiae für die Infektionen bei Hunden in Europa von Bedeutung waren, haben Studien jetzt auch die Serovare der Serogruppen Australis und Grippotyphosa als Krankheitsverursacher identifiziert. Die veränderte Serovarbeteiligung wurde auch von der Firma MSD Tiergesundheit berücksichtigt, die 2013 einen neuen Leptospirose-Impfstoff L4 entwickelt hat. Dieser ist an die veränderte Serovarverbreitung angepasst und immunisiert gegen L. Interrogans caicola, L. Interrogans icterohaemorrhagiae, L. Interrogans bratislava/ australis und L. Grippothyphosa.
Dieser Impfstoff hat sich in den letzten Jahren etabliert und bewährt. Um Ihren Hunden einen optimalen Impfschutz zu bieten, haben auch wir unsere Impfstoffe entsprechend umgestellt. Bislang wurde bei uns in der Praxis gegen L. Interrogans canicola und icterohaemorrhagiae geimpft. Damit der neue Impfstoff optimal schützen kann und ein ausreichender Antikörpertiter gebildet wird, empfehlen wir nach der ersten Injektion des neuen Impfstoffs die Impfung nach vier Wochen aufzufrischen (ähnlich der Grundimmunisierung beim Welpen). Nur dann kann ein optimaler Schutz gegegn alle vier Serovare gewährleistet werden. Die Schutzimpfung gegen Leptospirose hält (im Gegensatz zu Impfstoffen gegen Viren) nur ein Jahr an. Zudem empfiehlt die internationale Impfkommision eine Auffrischung der Leptospirose Impfung bei Risikogruppen (jagdlich geführten Hunden, Hofhunden) nach sechs Monaten.
Gerne beamtworten wir Ihnen Ihre Fragen bezüglich dieser Impfung bei dem nächsten Impftermin Ihres Hundes.